
Wie begeistert man junge Menschen für die Naturwissenschaften? Zwei Projekte aus der Reihe A Heart for Science zeigen, wie es geht. Ihr Mittel der Wahl: praktische Experimente zum Mitmachen.
Fragt man Kinder nach ihren Traumberufen, nennen sie am ehesten Berufe wie Profifußballer, Rechtsanwältin, Ärztin oder Astronaut. Nur selten wird wohl die Wissenschaft als ihr bevorzugtes Berufsfeld angegeben. Und noch seltener streben Kinder in diesem Alter vermutlich ein Studium der Optik und Photonik an. Das ist zunächst einmal nicht überraschend oder gar verwerflich. Gewisse Interessen müssen bei Kindern erst geweckt werden. Und am besten geht das mit spannenden Experimenten, die zum Mitmachen einladen.
Ein Tag in der Optik
„Deutschlandweit beobachten wir einen Rückgang der Studienanfängerzahlen in den MINT-Fächern“, sagt Dr. Max Gmelch. Gmelch ist Physiker und arbeitet unter anderem als Wissenschaftskommunikator für die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU). Als solcher hat er mit dem panOPTICUM einen Ort geschaffen, der junge Menschen wieder stärker für die Naturwissenschaften im Allgemeinen und für das Forschungsfeld der Optik im Speziellen begeistern soll.
Mit fokussierter Wärmestrahlung Popcorn herstellen, mit Phosphoreszenz Schattenspiele speichern oder mit Laserinterferenz das eigene Smartphone vermessen – das panOPTICUM ist ein Science Center, in dem Schulklassen über praktische Experimente spannende Einblicke in Optik und Photonik bekommen. In Kooperation mit A Heart for Science wurde die Ausstellung nun um zwei Programmpunkte erweitert. Unter dem Namen One Day in Optics konnten die teilnehmenden Schülerinnen und Schüler im Juli erstmals neben den Experimenten an Laborbesichtigungen und Diskussionsrunden teilnehmen – mit Menschen aus der Studienberatung und Wissenschaft, aber auch mit Studierenden der FAU. „So hatten die Schulklassen auch mal die Gelegenheit, mit Leuten zu sprechen, die gerade diesen Weg gehen oder ihn bereits gegangen sind“, erzählt Gmelch.
Die gesamte Organisation des Schulausflugs hat Dr. Ulrike Boehm aus der Konzernforschung von ZEISS begleitet. „Es hat wirklich Spaß gemacht, neben der Forschung so etwas auf die Beine zu stellen“, resümiert Boehm. Und auch die Schulklasse sei begeistert von der Veranstaltung gewesen. „Wenn alles klappt, wird One Day in Optics bald zweimal im Jahr stattfinden.“

Das panOPTICUM begeistert die Schulklassen mit zahlreichen Experimenten aus dem Bereich Optik und Photonik.

Die Schülerinnen und Schüler verbrachten einen ganzen Tag am panOPTICUM in Erlangen.
Ausprobieren statt Bücher wälzen
Knapp 5.000 Kilometer weiter südlich von Erlangen liegt Tamale, eine Stadt im Norden Ghanas. Auch hier genießen die Naturwissenschaften bei angehenden Studierenden keine besonders große Popularität – wenn auch aus anderen Gründen. „Für Eltern und Lehrkräfte sind hier Medizin und Jura die bevorzugten Studiengänge“, erzählt Dr. Fabian Ruf, Integrated Optics & Photonics Designer bei ZEISS in Oberkochen und Volunteer von A Heart for Science. „Naturwissenschaften gelten hier eher als brotlose Kunst.“ Ein weiterer nicht unwesentlicher Faktor, der Kindern und Jugendlichen in Ghana den Zugang zur Thematik erschwert, sei der Mangel an ansprechenden Unterrichtsmaterialien. „Ich kann absolut nachvollziehen, dass es schwierig ist, eine Begeisterung für Naturwissenschaften zu entwickeln, wenn alles nur auf dem Papier stattfindet“, sagt Ruf.

ZEISS stellte für das Projekt die nötigen Materialien und Apparaturen bereit.
Dementsprechend hat er über die internationale Forschungsorganisation OPTICA den Kontakt zu ghanaischen Forscherinnen und Forschern hergestellt und gemeinsam mit ihnen und weiteren Partnern ein Outreach-Projekt auf die Beine gestellt, bei dem vor allem das praktische Experimentieren im Mittelpunkt stehen sollte. Zielgruppe waren diesmal nicht nur die Schülerinnen und Schüler, sondern auch Studierende der Universität in Kumasi, die das Projektteam als Volunteers unterstützt haben. „Wir haben ihnen die Experimente erklärt und gemeinsam ein Programm entwickelt“, erzählt Ruf. „Anschließend haben sie ihr Wissen dann an die Schulklassen weitergetragen.“
Insgesamt 400 Schülerinnen und Schüler sowie 200 Studierende der lokalen Universität haben an drei Tagen durch die Linsen der Mikro- und Teleskope einen spannenden Einblick in die Welt der Optik und Photonik bekommen. Fabian Ruf ist mit dem Ergebnis zufrieden: „Es macht einfach Spaß zu sehen, mit welcher Begeisterung die Kinder an die Sache rangegangen sind“, sagt er. „Mir ist bewusst, dass man in drei Tagen keine großen Wissenslücken schließen kann. Aber vielleicht haben wir ja den einen oder die andere dazu inspiriert, auch eine naturwissenschaftliche Laufbahn einzuschlagen. Mich würde es jedenfalls freuen.“