
Inspiriert von seinem Onkel, kam René Reuter, Entwicklungsingenieur für Mechanik und Mechatronik bei ZEISS Semiconductor Manufacturing Technology, zum Fliegen. Doch das Fliegen allein war dem 29-Jährigen noch nicht Abenteuer genug.
Seine Mission: ein eigenes Flugzeug bauen.
Die Leidenschaft fürs Fliegen wurde in René Reuter schon früh geweckt. Um genau zu sein: in der ersten Klasse, weit oben in der Luft in einer Cessna 172. Am Steuer sein Onkel, der ihn auf einen Ausflug nach Norderney eingeladen hatte. Dieses Abenteuer brannte sich in das Gedächtnis von René Reuter ein und so entschied er sich vor fünf Jahren, selbst den Flugschein zu machen. Anfangs charterte er Flugzeuge von einem Flugclub in Osnabrück, Deutschland, doch später kam ihm gemeinsam mit seinem Onkel eine Idee: Wie wäre es, ein eigenes Flugzeug zu bauen?
Maschinenbauer durch und durch

René Reuter und das selbstgebaute Amphibienflugzeug „SeaRey LSX“ auf dem Flugplatz Osnabrück-Atterheide.
Gesagt, getan – nach ausführlicher Recherche bestellten die beiden Maschinenbauer vor knapp vier Jahren einen Bausatz. Ein Amphibienflugzeug sollte es werden, damit nicht nur das Fliegen, sondern auch das Starten und Landen auf Wasser möglich ist. Das Handwerkszeug und theoretische Hintergrundwissen bringen die beiden Tüftler aus ihrer Ausbildung und dem Studium mit. „Das ist notwendig für das Projekt, denn man braucht rechnerische Nachweise, um sicherzustellen, dass die tragende Struktur die Lasten aufnehmen kann. Ebenso wichtig ist aber das handwerkliche Geschick bei der praktischen Umsetzung des Bauvorhabens”, so René Reuter. Nach ein paar Hundert Stunden Arbeit und der einen oder anderen Herausforderung standen die beiden dann stolz vor ihrem fertigen Flieger. Das Highlight: der erste gemeinsame Testflug. Ein besonders großer Stein fiel den beiden dabei vom Herzen, als die selbst entwickelte Bordelektrik „first time right” funktionierte.
Mit dem Flugzeug zur Arbeit
Bevor der Flieger regelmäßig abheben darf, müssen die beiden die Erprobungsphase beim Luftfahrtbundesamt abschließen, in der sie sich gerade befinden. Hierbei werden Stabilität, Flugverhalten und andere Parameter begutachtet. Sollte alles glattlaufen, hat René Reuter für die Zukunft große Pläne: mit dem eigenen Flieger von Osnabrück nach Aalen-Elchingen fliegen und weiter nach Oberkochen zur Arbeit pendeln. Damit könnte er seine Pendelzeit von sechs Stunden auf eineinhalb Stunden reduzieren.
Während sich das erste selbst gebaute Flugzeug in der Erprobungsphase befindet, hat sich René Reuter bereits die nächste Herausforderung gesucht. Dieses Mal möchte er ein Flugzeug komplett selbstständig entwickeln. Dabei testet der Entwicklungsingenieur verschiedene neue Technologien und hat bereits erste 3D-gedruckte Formen als Modelle gefertigt. Sein großer Traum: mit dem eigenen Flugzeug eine Weltumrundung fliegen. Bis dahin rechnet er ungefähr fünf bis zehn Jahre für den Bau ein. Doch das schreckt den Hobbyflugzeugbauer nicht ab – im Gegenteil. „Das Tüfteln und Bauen ist meine Leidenschaft. Je größer das Problem oder die Herausforderung, umso besser”, sagt René Reuter mit einem Lächeln im Gesicht. Das ist es auch, was ihm an seinem Job besonders viel Spaß macht. Denn auch dort steht der 29-Jährige regelmäßig vor technischen Herausforderungen und sucht nach Lösungen.

Eigenentwicklung eines Canard-Flugzeugs in Faserverbundbauweise.

Eigenentwicklung eines Canard-Flugzeugs in Faserverbundbauweise.

Laminier- und Schleifarbeiten am Hauptholm – die lasttragende Verbindung zwischen Rumpf und Tragflächen.

Laminier- und Schleifarbeiten am Hauptholm – die lasttragende Verbindung zwischen Rumpf und Tragflächen.

Für den Formenbau des Rumpfes kommt additive Fertigung zum Einsatz.

Für den Formenbau des Rumpfes kommt additive Fertigung zum Einsatz.
Flugzeuge und Lithographiesysteme

Für die Konstruktion, Analyse und Fertigungsplanung arbeitet René Reuter mit computergestützter Entwicklung (CAE).
Zu ZEISS kam der Entwicklungsingenieur vor rund zweieinhalb Jahren. Bei ZEISS SMT ist er im Bereich Mechanik für Lithographiesysteme tätig. In seinem Arbeitsalltag wendet er viel Methodik aus dem Studium an, bewertet verschiedene Konzepte oder führt Berechnungen durch.
„Im Grunde genommen, mache ich das auch beim Flugzeugbau. Der Unterschied zwischen der Entwicklung eines Flugzeugs und einem Lithographiesystem ist, was das angeht, gar nicht so groß”, erklärt René Reuter. Da der Fokus in seinem Beruf weniger auf der Konstrukteursarbeit, sondern eher auf dem Projektmanagement und der Entwicklung liegt, ist sein Hobby für ihn die perfekte Ergänzung. Denn eins ist sicher: In René Reuter schlägt ein Tüftlerherz.