Modernste Technologie als Grundlage für Erfolge in der Kataraktchirurgie, Teil 2
Vorderkammerstabilität und sichere Eingriffe
Der Erfolg in der Kataraktchirurgie hängt von zahlreichen Faktoren ab. Diese Faktoren beeinflussen zudem die Erfahrung der Patientinnen sowie der Ärzte und ihren OP-Teams. In dieser vierteiligen interaktiven Reihe geben führende Kataraktchirurgen Einblicke in Strategien, wie die Ergebnisse der Kataraktchirurgie optimiert werden können. Die Reihe beginnt mit Empfehlungen für eine sorgfältige präoperative Untersuchung: Wie kann diese dabei helfen, den Eingriff zu planen, das Risiko von intraoperativen Komplikationen zu minimieren und die gewünschten Visusergebnisse zu erzielen? In den weiteren Beiträgen der Reihe geht es um technologische Entwicklungen, die zu mehr Sicherheit, Effektivität und Effizienz führen.
Teil 2: Vorderkammerstabilität und sichere Eingriffe
In den vergangenen 50 Jahren wurden die Systeme für die Phakoemulsifikation stetig verbessert. Dieser Entwicklungsprozess bestand aus zahlreichen, kleineren Entwicklungsschritten. Besonderes Augenmerk wurde auf die Entwicklung moderner Fluidics-Konzepte zur Aufrechterhaltung des Augeninnendrucks (IOP) und der Vorderkammerstabilität gelegt. Diese Maßnahmen tragen dazu bei, intraoperative Komplikationen zu reduzieren, die Operationsergebnisse zu verbessern und die Patientenzufriedenheit zu erhöhen.
Aktuelle Entwicklungen für die Phakoemulsifikation
ZEISS QUATERA 700 ist der jüngste Neuzugang in der Welt moderner Phakoemulsifikationssysteme mit fortschrittlichem Fluidics-Konzept. An der knapp fünfjährigen Entwicklung dieses Produkts war ich persönlich beteiligt. Bisher habe ich das System in bereits mehr als 1000 Fällen eingesetzt. Meiner Meinung nach zeichnet sich QUATERA 700 durch mehrere Vorteile gegenüber Konkurrenzsystemen aus. Der entscheidende Unterschied liegt jedoch in der neuartigen und patentierten QUATTRO Pump (Abbildung 3). Bei der QUATTRO Pump handelt es sicher weder um eine Peristaltik- noch um eine Venturipumpe, sondern um eine Membranpumpe. Diese ist mit vier Kammern ausgestattet, die wie Spritzen Flüssigkeiten einsaugen und ausstoßen können. Mit diesen Kammern sorgt die QUATTRO Pump für einen synchronisierten und wechselseitigen Austausch von Irrigation und Aspiration. Zwei dieser Kammern dienen der Irrigation und steuern variabel die Infusionsrate, die anderen beiden Kammern dienen der Aspiration und steuern die Aspirations- und Vakuumstufen beim Eingriff. Das tatsächlich benötigte Flüssigkeitsvolumen für die Irrigation und Aspiration wird von Sensoren an der Pumpe gemessen. Die Technologie kompensiert dann schnell und automatisiert Leckagen an der Inzision, um den voreingestellten IOP-Wert zu erhalten, und sorgt für eine konstant stabile Kammer.
Der IOP kann auf einen Wert zwischen 30 mmHg und 120 mmHg eingestellt werden. Wenn ich QUATERA 700 einsetze, stelle ich zumeist einen IOP-Wert zwischen 40 mmHg und 50 mmHg ein. Und selbst bei Fällen, bei denen durch eine große Inzision starke Leckagen entstehen, habe ich noch keinen Surge wahrgenommen, weil die QUATTRO Pump jede Leckage direkt kompensiert (Abbildung 4).
Sehr praktisch ist, dass ich für meine Eingriffe mit QUATERA 700 sowohl balancierte Salzlösung (BSS) aus Beuteln als auch aus Flaschen verwenden kann. Manche Phakoemulsifikationssysteme unterstützen entweder nur Flaschen oder Beutel. So zum Beispiel das Centurion Vision System (Alcon): Diese Peristaltikpumpe mit aktivem Fluidics-Konzept kann nur einen speziellen BSS-Beutel des Herstellers selbst aufnehmen, weil dieser Beutel für die erzwungene Infusion zwischen zwei Metallplatten zusammengedrückt werden muss. Und das Stellaris-System (Bausch+Lomb) mit Vakuumpumpe nutzt für die erzwungene Infusion eine Hartflasche mit einer angeschlossenen Luftpumpe. Aber sowohl diese Systeme als auch das WHITESTAR SIGNATURE PRO (Johnson & Johnson Vision) mit Peristaltik- und Venturipumpen, das sowohl Flaschen als auch Beutel für eine schwerkraftgesteuerte, passive Flüssigkeitszufuhr aufnehmen kann, kompensieren einen Surge nur mit einer ungefähren Ausgleichsmenge an Irrigation – denn bei diesen Systemen erfolgt keine direkte Messung der eingegebenen und abgesaugten Flüssigkeiten, und auch finden sich hier keine Mechanismen zur Kompensation von Leckagen an der Inzision.
Effizienz, Sicherheit und Komfort beim Eingriff
Neben der QUATTRO Pump wartet QUATERA 700 noch mit weiteren Funktionen auf, die ich als äußerst nützlich empfinde, um Sicherheit, Effizienz und Komfort beim Eingriff zu erhöhen. Hierzu gehört auch die innovative Technologie zur Ultraschallsteuerung, dank der weniger Ultraschallenergie eingesetzt werden muss. Diese fortschrittliche Technologie, genannt „Power on Demand“ (POD), aktiviert den Ultraschall nur bei einer Okklusion der Aspirationsöffnung durch Linsenkernmaterial, und deaktiviert den Ultraschall direkt nach Auflösung der Okklusion wieder.
Auf diese Weise können Chirurginnen und Chirurgen bei der Verwendung von QUATERA 700 die Phako-Spitze bei der Phakoemulsifikation in der Mitte der Vorderkammer belassen und das Fußschaltpult ganz durchdrücken, denn die Energie zur Phakoemulsifikation wird nur aktiviert, wenn ein Fragment an die Spitze gelangt und die Aspirationsöffnung blockiert. Mit POD können sich Chirurgen voll darauf konzentrieren, was im Auge geschieht. Somit verringert sich für mich ein Teil des Stresspotenzials während der Operation, weil ich nicht mehr im Hinterkopf behalten muss, konstant das Fußschaltpult zu drücken oder loszulassen, um die Ultraschallabgabe zur modulieren. Ich empfinde POD vor allem bei Fällen mit dichteren, härteren Katarakten als nützlich, weil die Ultraschallenergiemenge häufig begrenzt werden muss. Aber ich denke, dass es auch eine hilfreiche Technologie für noch unerfahrene Chirurginnen und Chirurgen ist, um bei einem Eingriff an einer weicheren Katarakt nicht mit einem zu hohen Energieniveau einzusteigen. Ich denke, gerade jüngere, ungeübte Chirurgen tendieren dazu, unnötig hohe Ultraschallenergiemengen aufzuwenden. POD wirkt solchen Fällen entgegen und reduziert die Nutzung des Ultraschalls auf Situationen, bei denen Linsenfragmente eine Okklusion verursachen.
Ein weiterer Vorteil von QUATERA 700, den ich in meinem Arbeitsalltag sehr schätze, ist die Kompatibilität mit dem OP-System ZEISS CALLISTO eye und der ZEISS FORUM Software. Diese Integration ermöglicht meines Erachtens besser steuerbare und effizientere Eingriffe. Ausführliche Informationen zu Effizienzgewinnen mit digitalen Workflows erhalten Sie im Kapitel „Die Vorteile eines digitalen Workflows in der modernen Kataraktchirurgie nutzen“ von Dr. Florian Kretz.
Vergleich klinischer Bewertungen
Um meinen klinischen Eindruck von der chirurgischen Leistung und Sicherheit von QUATERA 700 zu bestätigen, habe ich eine klinische Studie mit einem einzelnen Chirurgen durchgeführt, bei der Augen randomisiert mit QUATERA 700, Centurion Vision System oder WHITESTAR SIGNATURE PRO operiert wurden. Das Hauptziel der Studie war der Vergleich der Vorderkammerstabilität bei Verwendung der verschiedenen Systeme. Darüber hinaus untersuchten wir die chirurgische Effizienz (effektive Phakozeit und Gesamtphakozeit, Zeitaufwand pro Fall je nach Härtegrad des Nukleus), das Auftreten von Komplikationen während des Eingriffs und verschiedene Hornhautparameter als Indikatoren für die Ultraschallverwendung.
Die Studie umfasste 90 Augen mit weicher Katarakt (LOCS von 1 bis 2) und 90 Augen mit dichter Katarakt (LOCS >2 bis 4). Bei allen Fällen wurde die Phakoemulsifikation durch eine 2,2 mm große, klare Hornhautinzision durchgeführt, mit einer direkten Chop-OP-Technik. Die Systeme wurden auf ihre jeweiligen Maximalwerte eingestellt (Tabelle 1). In alle Augen wurde das gleiche Modell einer faltbaren Hinterkammer-IOL implantiert.