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Modernste Technologie als Grundlage des Erfolgs in der Kataraktchirurgie, Teil 3

Die Auswahl der richtigen IOL für den richtigen Patienten: Sehleistung und Stabilität einer modifizierten asphärischen monofokalen IOL

28 Juni 2023 · 8 Min. Lesedauer
Prof. Dr. med. Ekkehard Fabian,
Autor Prof. Dr. med. Ekkehard Fabian, AugenCentrum Rosenheim, Rosenheim, Deutschland
Prof. Dr. med. Philipp Eberwein
Autor Prof. Dr. med. Philipp Eberwein AugenCentrum Rosenheim, Rosenheim, Deutschland

Der Erfolg in der Kataraktchirurgie hängt von zahlreichen Faktoren ab, welche ebenso Einfluss auf die Erfahrung der Patientinnen und Patienten, Ärzte und Ärztinnen und ihre OP-Teams haben. In dieser vierteiligen interaktiven Reihe stellen führende Kataraktchirurgen ihre Strategien zur Optimierung der Ergebnisse von Kataraktoperationen vor. Diese setzen mit Tipps für die korrekte präoperative Beurteilung an, mit deren Hilfe Chirurginnen und Chirurgen Eingriffe planen, das Risiko intraoperativer Komplikationen minimieren und die gewünschten Visusergebnisse erzielen können. Die übrigen Beiträge widmen sich den Entwicklungen in der Technologie, die zur Sicherheit, Effektivität und Effizienz der Eingriffe beitragen.

Teil 3: Die Auswahl der richtigen IOL für den richtigen Patienten: Sehleistung und Stabilität einer modifizierten asphärischen monofokalen IOL

Die Kataraktchirurgie und die refraktive Linsenchirurgie sind heute äußerst sicher. Zu verdanken ist dies den Fortschritten bei der Technologie für die Linsenentfernung. Zugleich stehen Verbesserungen der Vorhersagegenauigkeit der IOL-Stärke sowie der IOL-Technologie weiter im Fokus, um chirurgische Ergebnisse zu optimieren. Und obwohl die Anzahl technologisch fortschrittlicher IOLs kontinuierlich steigt, entscheiden sich die meisten Patientinnen und Patienten aus Kostengründen nur für die Implantation monofokaler Linsen oder sind aufgrund ophthalmologischer Komorbiditäten nicht für andere IOLs geeignet.

Das Ziel der Implantation monofokaler IOLs ist es, die gewünschte Zielrefraktion zu erreichen und dem Patienten bzw. der Patientin ein dauerhaft scharfes Sehen zu ermöglichen. Um sowohl diese Zielsetzung als auch die Erwartungen der Patientin oder des Patienten zu erfüllen, sollten bei der Auswahl eines Linsenimplantats die Ergebnisse des optischen Prüfstands und klinischer Forschungen berücksichtigt werden. Die aktuelle Datenlage lässt den Rückschluss zu, dass das Material einer IOL, ihr optisches Design einschließlich Asphärizitätskonzept und Kantenprofil sowie die Eigenschaften ihrer Haptik direkten Einfluss auf die refraktive Vorhersagbarkeit, die postoperative Sehqualität und die langfristige Stabilität der Linse haben. Aus chirurgischer Sicht sind des Weiteren die Handhabung, Eingabe und das Auffaltverhalten der IOL bei der Implantation sowohl für die Effizienz als auch für die Sicherheit im OP von entscheidender Bedeutung.

Wir sind zu der Meinung gelangt, dass die CT LUCIA 621P – das neueste Produkt der Carl Zeiss Meditec AG für den wichtigen Markt der monofokalen IOLs – all diese Anforderungen zufriedenstellend erfüllt. Die CT LUCIA 621P ist eine modifizierte asphärische (aberrationskorrigierende), einteilige IOL aus hydrophobem Acrylmaterial und zeichnet sich durch eine heparinbeschichtete Oberfläche aus. Sie ist insgesamt 13,0 mm lang, der Durchmesser der Optik beträgt 6,0 mm.

Das Aberrationsprofil (ZO, Abbildung 6) der CT LUCIA 621P wurde unter Verwendung des lebensnahen Liou-Brennan-Modellauges entwickelt und ist darauf ausgelegt, ein ideales Gleichgewicht zwischen aberrationskorrigierendem und aberrationsneutralem Effekt herzustellen. Im zentralen Bereich verfügt die CT LUCIA 621P über eine negative sphärische Aberration, um durch Kompensation der positiven Aberration der Hornhaut die Bildqualität zu verbessern. In der Peripherie der Optik hingegen ist die sphärische Aberration positiv, was zur Verbesserung der Dezentrationstoleranz beiträgt.

  • Aberrationsprofil der CT LUCIA 621P mit ungleichförmig verteilten Brechkraftwerten für ein ideales Gleichgewicht zwischen aberrationskorrigierendem und aberrationsneutralem Effekt

    Abbildung 6. Das Aberrationsprofil der CT LUCIA 621P weist eine ungleichförmige Verteilung der Brechkraftwerte auf und sorgt so für ein ideales Gleichgewicht zwischen aberrationskorrigierendem und aberrationsneutralem Effekt.

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Ein weiteres Merkmal der CT LUCIA 621P ist die hintere scharfe 360°-Kante, die das Risiko der Ausbildung einer hinteren Kapseltrübung verringert. Darüber hinaus liegt die Optik auf einer langen Step-vaulted-Haptik im C-Loop-Design mit stabiler Verbindung zwischen Haptik und Optik: Dies sorgt für eine stabile Position der IOL und den direkten Kontakt zwischen der Optik und der hinteren Kapsel.

Die CT LUCIA 621P wird vollständig vorgeladen im BLUESERT Injektorsystem bereitgestellt, wodurch keine zusätzliche Manipulation der IOL nötig ist und die Linse leichtgängig und mit nur einer Hand in den Kapselsack eingebracht werden kann (Abbildung 7).

  • Originalsprache: EN | Untertitel: Keine

    Abbildung 7. Implantation der vollständig vorgeladenen CT LUCIA 621P. Video mit freundlicher Genehmigung von Dr. Antonio Cuttitta.

Mit der heparinbeschichteten Oberfläche* faltet sich die CT LUCIA 621P kontrolliert auf und lässt sich damit gut positionieren. All diese Merkmale der IOL tragen zu einer schnellen, sicheren und einfachen Implantation bei.

Leistungsnachweis

Um unsere Einschätzung der Ergebnisse mit der CT LUCIA 621P zu bestätigen und die Wahl dieser Linse als monofokales Implantat zu unterstützen, haben wir eine prospektive klinische Studie durchgeführt. Zusätzlich zur Erfassung und Analyse der üblichen klinischen und chirurgischen Daten haben wir auch die Patientinnen und Patienten um Einschätzung der Ergebnisse gebeten (Cataract and Lens Ophthalmic Questionnaire = CLOQ; ophthalmologischer Fragebogen zu Katarakt und Linse). Auf diese Weise wollten wir erfahren, wie der Eingriff die Bewältigung alltäglicher Aufgaben verbessert hat und ob die individuellen Anforderungen an das Sehen erfüllt wurden.

Für die Studie haben wir Patientinnen und Patienten herangezogen, die sich einer Kataraktoperation unterzogen und weder eine torische Premium-IOL noch eine presbyopiekorrigierende IOL als Implantat ausgewählt haben. Ausgeschlossen wurden lediglich Personen, deren erwartete postoperative Sehschärfe bei ≥0,40 logMAR lag. Unsere Studienpopulation umfasste Augen mit Amblyopie (1), epiretinaler Membran (1), Cornea Guttata (2), Pseudoexfoliation (2) und Glaukom (4) sowie Augen mit höheren Astigmatismen. Die Berechnungen der IOL-Stärke wurden mit IOLMaster 700 unter Verwendung der vom Hersteller angegebenen A-Konstante (120,2) und der Haigis-TK-Formel durchgeführt, bei der die vordere und hintere Hornhautkrümmung berücksichtigt werden.

Insgesamt wurden für die Studie 43 Patientinnen und Patienten (mittleres Alter: 76 Jahre) herangezogen, denen insgesamt 65 IOLs implantiert wurden (22 Patienten oder Patientinnen mit beidseitigem Eingriff). Der Vergleich der Ergebnisse 1 Monat und 6 Monate nach der Operation im Rahmen der Analyse der postoperativen refraktiven Daten hat keine statistisch signifikanten Unterschiede ergeben. Die Stabilität der refraktiven Ergebnisse, die sich aus unserer Studie ergibt, deckt sich mit den Ergebnissen der Studie von Dr. Antonio Cuttitta, der die Stabilität der Position der CT LUCIA 621P durch Messung der Vorderkammertiefe (VKT) mit IOLMaster 700 untersucht hat.¹ In derselben Studie, die auf 60 Augen von 60 Patienten und Patientinnen basiert, konnte kein statistisch signifikanter Unterschied beim Vergleich der mittleren VKT nach 1 Woche (5,36 mm) und 1 Monat (5,34 mm) festgestellt werden. Analysen von Teilpopulationen ergaben eine stabile VKT sowohl in hyperopen als auch myopen Augen.

In unserer Studie lag der mittlere relative Vorhersagefehler für das sphärische Äquivalent nach 6 Monaten bei +0,16 dpt; der absolute Vorhersagefehler betrug bei 77 % der Augen ≤0,5 dpt. Es sei darauf hingewiesen, dass unsere Studienpopulation Augen mit Astigmatismus bis zu -4,25 dpt (Mittelwert: 0,75 dpt) eingeschlossen hat und unsere Ergebnisse aus Fällen gewonnen wurden, die unsere ersten Erfahrungen mit der CT LUCIA 621P unter Verwendung der A-Konstante nach Herstellerangabe darstellen. Wir sind der Überzeugung, dass wir die refraktive Genauigkeit in Zukunft durch Optimierung der IOL-Konstanten verbessern können. Aktuell empfehlen wir die Verwendung der A-Konstante nach IOLcon (119,7).

Der mittlere monokulare bzw. binokulare logMAR-Wert für den unkorrigierten Fernvisus (UDVA) lag nach 6 Monaten jeweils bei 0,10 bzw. 0,05. Bei 95 % der Augen lag der UDVA bei 0,04 und 0,15 logMAR. Bei binokularen Untersuchungen lag der logMAR-Wert bei 95 % der Patientinnen und Patienten zwischen 0,00 und 0,10. Bei 78 % der Augen wurde ein UDVA von ≥0,2 logMAR erzielt, was unter Beachtung des Umstands, dass fast die Hälfte der operierten Augen einen signifikanten Astigmatismus von 0,7 bis 4,25 dpt aufwiesen, sehr bemerkenswert ist. Der mittlere unkorrigierte Nahvisus lag bei ≤ 0,4 logMAR. Diese Resultate stimmen weitestgehend mit den berichteten Ergebnissen überein.1,2,3,4

In Übereinstimmung mit den vorgenannten klinischen Resultaten waren auch die Ergebnisse aus den Patientenberichten sehr gut. 93 % der Patienten und Patientinnen waren mit der Operation zufrieden; 87 % berichteten, dass sie mit der unkorrigierten Sicht im Alltag keine Schwierigkeiten bemerkten. Die meisten Patientinnen und Patienten gaben an, bei der Bewältigung alltäglicher Aufgaben (Lesen, Fernsehen, PC-Arbeit, Fahren, Erkennung von Gesichtern und unebenen Oberflächen) absolut zufrieden mit ihrer Sicht zu sein. Nur ein einziger Patient berichtete über Sehschwierigkeiten, die häufiger als nur selten aufträten.

Einige Patientinnen und Patienten berichteten von Lichterscheinungen. Dabei wurden Glare-Effekte häufiger beschrieben als Halos oder Starbursts. Die meisten Patientinnen und Patienten jedoch erlebten höchstens selten Glare-Effekte. Wir haben den Eindruck, dass sich die Häufigkeit und Ausprägung der visuellen Nebeneffekte bei CT LUCIA 621P nicht von denen anderer monofokaler IOLs unterscheidet. Darüber hinaus darf bei der Interpretation von Berichten über Glare-Effekte nach einem Katarakteingriff nicht vergessen werden, dass das Risiko für das Fortbestehen und Verschlimmern dieser Effekte auch von einer Reihe patientenbezogener Faktoren abhängt, darunter die Pupillengröße, das Vorliegen einer Keratokonjunktivitis sicca und die Kataraktdichte.

Fazit

Hersteller von IOLs haben beständig an der Entwicklung besserer Linsen zur Presbyopiekorrektur gearbeitet. Die große Mehrheit der Patienten und Patientinnen, die sich einer Kataraktoperation unterziehen, erhalten jedoch eine monofokale IOL. Aus diesem Grund ist es für Chirurginnen und Chirurgen wichtig, die Forschung und Entwicklung dieser Technologie zu verfolgen.

Wir haben im Rahmen unserer Untersuchung der berichteten klinischen Ergebnisse festgestellt, dass die monofokale IOL CT LUCIA 621P 6 Monate nach der OP einen hervorragenden UDVA erzielt. Die Berichte unserer Patientinnen und Patienten belegen zudem eine sehr hohe Patientenzufriedenheit. Wie bei allen IOLs empfiehlt sich auch hier die Personalisierung der Linsenkonstanten, um die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen. Wir haben auf Grundlage der von uns bisher erhobenen Daten die IOL-Konstante für die CT LUCIA 621P bereits angepasst und werden die Konstante mit zunehmender Datenmenge weiter optimieren.

* Heparinfragment, das in der IOL-Oberflächenbeschichtung verwendet wird, ohne pharmakologische, immunologische oder metabolische Wirkung.


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