Covid-19 als Innovationsbeschleuniger in der Augenheilkunde

In den vergangenen Jahren stand die Gesundheitsbranche vor großen Herausforderungen: Die Zahl der Patienten hat stark zugenommen – gleichzeitig ist die Zahl der Ärzte gesunken. Wir Augenärzte stellen jetzt auf Telemedizin und Video-Sprechstunden um, damit wir Diagnosen effektiver durchführen und Patienten schneller behandeln können. So sind wir in der Lage, Patienten aus der Ferne zu untersuchen und erst bei Bedarf in der Praxis eine zusätzliche Behandlung oder einen chirurgischen Eingriff vorzunehmen.

 

Die Pandemie war nicht die Ursache, sondern der Katalysator für Veränderungen

Mit dem Ausbruch der Pandemie kam das gewohnte Workflow-Modell der Augenchirurgie an seine Grenzen. Aber die Pandemie war nicht die eigentliche Ursache, sondern lediglich ein Katalysator für Veränderungen, die sich bereits seit Längerem abgezeichnet hatten. Die Umstellung geschah nicht über Nacht: Die traditionelle, arztzentrierte und zeitintensive Art und Weise, wie Untersuchungen vorgenommen worden sind, war bereits im Wandel. Die ersten Schritte hin zu einem modernen Untersuchungsmodell, das sich mehr auf integrierte Technologien als auf die augenärztliche Untersuchung stützt, waren bereits getan. Im Zuge der neuen Infektionsschutzmaßnahmen ging es dann plötzlich schnell: Ein zeitgemäßes, dezentral aufgestelltes System für flexible und effiziente Untersuchungen wurde eingeführt.

Im März 2020 traten die ersten Quarantänemaßnahmen in Kraft. Wir mussten unser Modell umfassend überarbeiten – und das sehr schnell. Als die Augenarztpraxen im ganzen Land dann wieder mehr Patienten empfangen durften, galt es, das Patientenaufkommen rasch zu erhöhen. Einerseits, um den Rückstau an Patienten abzubauen, und andererseits, um entgangene Einnahmen wieder auszugleichen. Dazu mussten wir unsere Vorgehensweisen und Methoden grundlegend ändern. Wir haben neue, hybride Workflows eingeführt und die Möglichkeiten von cloudbasierter OP-Planungssoftware ausgeschöpft, wie z. B. ZEISS VERACITY1 Surgical, die sich in bestehende Praxisverwaltungssysteme integrieren lässt. Auch andere Management-Software, z. B. FORUM, ZEISS EQ Mobile oder FORUM-basierte OP-Planungssoftware wie ZEISS EQ Workplace wurden von uns implementiert. Auf diese Weise haben wir ein Workflow-Modell für unsere Augenarztpraxis entwickelt, das für Patienten und Ärzte langfristig große Vorteile bietet – zumal sich die Patienten zunehmend an die effizienten Untersuchungen und an die Video-Sprechstunden gewöhnen.

Brandon D. Ayres, MD: Praktische Maßnahmen und Technologien für die Patientenversorgung während der Pandemie

Höhere Workflow-Effizienz durch besser aufeinander abgestimmte Prozesse, Technologien und Menschen

Wie die meisten Augenarztpraxen musste auch unsere Praxis sehr schnell – quasi über Nacht – schließen. Wir durften nur noch Notfälle empfangen. Unser Patientenvolumen sank von 65–70 Patienten pro Tag auf etwa 20 Patienten pro Woche. Das entspricht einem Rückgang von fast 90 %. Es war ein plötzlicher, massiver Einbruch, und keine schleichende Entwicklung. Die Ärzte und Mitarbeiter in unserer Praxis hatten von einem Tag auf den anderen viel freie Zeit. Diese wurde genutzt, um unsere technischen Geräte zu organisieren und unsere Integrationen und Workflows auf den neuesten Stand zu bringen, damit Technik und Hilfsmittel optimal genutzt werden können.

Bei der Wiedereröffnung mussten außerdem neue Infektionsschutzmaßnahmen eingehalten und die Gesundheit von Patienten und Ärzten besser geschützt werden. Die Praxen waren lange geschlossen, eine volle Patientenauslastung zu erreichen würde noch einige Zeit dauern. Die Umstellung auf unser neues Workflow-Modell hatte aber bereits begonnen und alles musste jetzt schnell gehen. Jeder Schritt musste so effizient wie möglich gestaltet werden.

Im Rahmen des neuen Workflows kommt unseren MTAs in der Untersuchungsphase und bei anderen nicht-chirurgischen Aufgaben eine größere Rolle zu, damit sich der Arzt auf die Dinge konzentrieren kann, die nur er tun kann (Befundung und Entscheidungsfindung). Dazu braucht es eine Technologie, die weniger benutzerabhängig ist: sie muss schnell, einfach und genau sein, damit die Patienten möglichst wenig Zeit in der Praxis verbringen müssen.

 

Zukünftiges/heutiges Praxis-Workflow-Modell 

Das Zukunftsmodell von Augenarztpraxen

  • Zunehmender Einsatz von Technologie und MTAs in der Praxis 
  • Bereitstellung aller Daten in Form einer verwaltbaren Plattform mit benutzerfreundlicher Benutzeroberfläche 
  • Lösungen zur effizienten Auswertung von Daten und für die chirurgische/medizinische Planung
  • Behandlung von mehr Patienten in kürzerer Zeit 
  • Lösungen für die Ferndiagnose und die Telemedizin 
  • Möglichkeit zur Patientenbetreuung in der Praxis auch in Abwesenheit eines Arztes 

In einem einzigen Termin wurden mehrere Bilder aufgenommen und in VERACITY SURGICAL hochgeladen

Effizienz und Flexibilität: der doppelte Vorteil von Video-Sprechstunden

In diesem Fall geht es um eine 94-jährige Patientin mit Anzeichen eines fortschreitenden Glaukoms. Im Vergleich zu ihrer letzten Untersuchung, sechs Monate zuvor, war eine deutliche Glaukomprogression sichtbar. Käme die Patientin für mehrere präoperative Untersuchungen in die Praxis, würde sie sich einem hohen Risiko aussetzen: Sie wohnt außerhalb der Stadt und angesichts ihres Infektionsrisikos und ihrer Vorerkrankungen war es in ihrem gesundheitlichen Interesse, nicht zu mehreren Terminen zu erscheinen.

Also haben wir nicht mehrere Termine für die Bildgebung und die Folgeuntersuchungen mit ihr vereinbart, sondern bei ihrem ersten Termin direkt zusätzliche Bilder und Videos erstellt. Diese Daten haben wir in VERACITY Surgical hochgeladen und von einem Glaukomspezialisten überprüfen lassen. Anstelle mehrerer Untersuchungen und Terminabsprachen in der Praxis wurden die Bilder der Patientin an einem einzigen Termin erfasst und die Beratungen virtuell durchgeführt. Nur wenige Chirurgen sind bereit, jemanden zu operieren, den sie noch nie zuvor gesehen haben. Wir konnten jedoch eine Videokonferenz zwischen der Patientin und dem Glaukomspezialisten einrichten, um ihre Untersuchung zu besprechen und die Operation zu planen.

Auch unsere Patienten sind beschäftigt und wollen nicht in die Praxis kommen, wenn es nicht sein muss. Unser neues Workflow-Modell ermöglicht es den Patienten, ihre Termine zu Hause am Computer oder über ihr Smartphone wahrzunehmen. Zurzeit ist das sehr sinnvoll, denn so können sie mögliche Infektionsrisiken vermeiden. Wir gehen jedoch davon aus, dass 9 von 10 Patienten auch weiterhin ihre Termine lieber zu Hause wahrnehmen werden. Dieses Modell bietet den Patienten den Vorteil, dass sie mit dem Arzt in einer für sie angenehmen Umgebung unter vier Augen sprechen können und dabei Zeit und Energie sparen.

In einem einzigen Termin wurden mehrere Bilder aufgenommen und in VERACITY SURGICAL hochgeladen

Wir werden bei diesem Workflow-Modell bleiben. Auch dann, wenn das Coronavirus für unsere Praxis und unsere Patienten kein Thema mehr sein sollte. Unsere MTAs werden weiter darin geschult werden, in einer einzigen Untersuchung umfassende, genaue Bilder aufzunehmen. Und unsere Ärzte werden auch in Zukunft bequem per Video mit den Patienten sprechen können. Natürlich gibt es Patientinnen und Patienten, die auch weiterhin den persönlichen Kontakt bevorzugen. In unserem Workflow haben Patienten und Ärzte die Wahl zwischen der Sprechstunde in der Praxis und dem Gespräch per Video. In jedem Fall wird eine hochwertige Betreuung und Versorgung unserer Patienten sichergestellt sein.


Wir haben viel darüber gelernt, was wir als Ärzte und Arztpraxen tun können und tun sollten. Auch wenn die Pandemie uns in diese Position gezwungen hat, glaube ich nicht, dass dieses neue hybride Modell in absehbarer Zeit wieder aufgeben werden. Wir arbeiten jetzt effizienter als vorher und bieten eine qualitativ hochwertige medizinische Versorgung: In vielerlei Hinsicht hat sich die Situation für Patienten und Ärzte verbessert. Je besser wir alle Möglichkeiten ausschöpfen, desto besser wird die Versorgung werden.

Mit unserem neuen Workflow konnten wir unsere Auslastung von 10 % auf über 70 % erhöhen – ohne dass die Zufriedenheit oder die Sicherheit unserer Patienten oder unserer Mitarbeiter darunter gelitten hätten.

Brandon D. Ayres, MD

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  • Die Zukunft des ophthalmologischen OP-Workflows ist bereits Gegenwart

    Seiten: 7
    Dateigröße: 371 KB

Hybrider Workflow und digitale Integration mit VERACITY Surgical

Technologie und Teamarbeit im neuen hybriden Workflow

Mit der Einführung eines hybriden Workflows in unserer Praxis waren zwei Dinge verbunden: erstens, dass ein Teammitglied die Führung übernimmt und die Umsetzung vorantreibt. Und zweitens, dass sich alle MTAs dabei wohlfühlen, wenn sie bei der Durchführung von Untersuchungen selbstständiger arbeiten. Dabei war die Nutzung der integrierten Geräte und Daten oft die größere Herausforderung, als eine fehlende Kenntnis der Untersuchungsverfahren.

Jetzt, da die MTAs die meisten Untersuchungen durchführen und nicht der Arzt, muss die Technologie so benutzerunabhängig wie möglich sein. Wir vermitteln mehr Kenntnisse über die Bildaufnahmeverfahren und stellen sicher, dass unsere MTAs mit der Technologie vertraut sind. Schließlich sind die Patienten ja nur ein einziges Mal vor Ort, um Bilder aufnehmen zu lassen.

Mittlerweile versuchen wir so viel wie möglich digital oder virtuell zu erledigen. Daher werden unsere MTAs im Umgang mit den Systemen IOLMaster 700, CIRRUS 6000 und unserer digitalen Spaltlampe geschult. Ebenso in VERACITY Surgical, das wir als zentrale Datenbank verwenden. Da unsere MTAs schon vor dem Lockdown Patienten mit Sicca-Syndrom untersucht haben, wissen die meisten, wie Bilder aufgenommen und Untersuchungen durchgeführt werden müssen. Die einzige Schulung für das gesamte Team betraf die Integration der digitalen Bilddatenbank. Dabei ging es mehr um die Software, als die Gerätebedienung.

Bei der Einführung dieses Workflows in der Praxis wurde ein Mitarbeiter zum zentralen Ansprechpartner. Er war dafür verantwortlich, dass die Umsetzung des Projektes in der Praxis gelingt. Ebenso kümmerte er sich um die Lösung von Problemen und das Umsetzen neuer Ideen und Prozesse. Wenn etwas nicht richtig funktionierte, setzte sich dieser Mitarbeiter mit den Support-Teams der Technologiehersteller in Verbindung und kümmerte sich um die Lösung. Wenn einer von uns eine Frage hatte, leitete er sie an das Support-Team weiter und bei dringenden Problemen hat er sich selbst um eine Lösung bemüht.

Dieser Mitarbeiter war engagiert und innovativ, übernahm die Verantwortung und führte das Projekt zu Ende. Er war die treibende Kraft hinter der Einführung dieses neuen Workflows.

ZEISS VERACITY Chirurgische Integrationen im Wills Eye Institute

  • Biometrie: IOLMaster 700

    ● Schnelle Aufnahmezeiten
    ● Total Keratometry
    ● Ausrichtung an der Fovea
    ● Geeignet für dichte Katarakte
    ● Weniger abhängig vom einzelnen Benutzer

  • CIRRUS 6000

    ● Schneller, benutzerfreundlicher Scan
    ● Sehnerv-Analyse
    ● Nachverfolgung der Glaukomprogression

  • Digitale Spaltlampe

    ● Zur Remote-Betrachtung hochwertiger digitaler Bilder
    ● Für Remote-Konsultationen, ohne physische Anwesenheit des Patienten

  • Digitale OP-Planung und Bilddatenbank: ZEISS VERACITY Surgical

    ● KI hilft bei der IOL-Berechnung und -Auswahl
    ● Digitale Bildansicht: OCT, Topographie und Spaltlampe
    ● Patientenkommunikation
    ● Vernetzung von Schreibtisch & OP-Raum, Patientendaten & Arzt
    ● Tragbar und zeitsparend

  • CLARUS Fundusfotografie

    ● Ultraweitwinkel-Bilder zur Visualisierung der Peripherie
    ● Remote-Analyse der Bilder

Augenarztpraxen, die sich jetzt hybride Workflows aufbauen, sind nachhaltig für die Zukunft der Augenheilkunde aufgestellt.

Brandon D. Ayres, MD

ZEISS VERACITY Surgical

Augenheilkunde 3.0: Mit ZEISS VERACITY Surgical in die Zukunft

Der hybride Workflow unserer Praxis wird von uns weiter entwickelt und erweitert. Wir arbeiten aktuell an einem möglichst reibungslosen Prozess zwischen der Bildaufnahme auf dem Gerät und dem Hochladen in unsere cloudbasierte Plattform. Die von uns verwendeten Integrationen sollen automatisiert ablaufen.

ZEISS VERACITY Surgical 

Als nächsten Schritt in diesem Prozess werden wir unser Patientenaufkommen erhöhen. Mit unserem neuen Workflow konnten wir unsere Auslastung von 10 % auf über 70 % verbessern – ohne dass die Zufriedenheit und Sicherheit unserer Patienten oder unserer Mitarbeiter darunter gelitten hätten. Die verbleibenden 30 % unserer Patienten werden wahrscheinlich virtuell oder remote behandelt, auch nach Aufhebung der Infektionsschutzmaßnahmen.
Dieser hybride Arbeitsablauf wird durch die cloudbasierte Plattform ermöglicht, in unserem Fall durch ZEISS VERACITY Surgical. Mit einer digitalen Plattform für die Patientenverwaltung können wir die Software nicht nur dazu nutzen, um Patientendaten an den Arzt weiterzuleiten. Wir geben den Ärzten die Möglichkeit, Patientendaten bei Konsultationen oder der Erstellung von Behandlungsplänen untereinander zu teilen. Ich denke, dass es viele Kataraktchirurgen gibt, die ihr Operationsvolumen durch den Einsatz von VERACITY Surgical erhöhen könnten. Diese Software sorgt für einen reibungslosen, effizienten OP-Workflow. Es lässt sich damit nicht nur das Operationsvolumen erhöhen, auch der administrative Aufwand für die Patientenakten wird reduziert.

Auch wenn die Pandemie nicht die Ursache für dieses neue Modell war, hat sie die Umstellung auf jeden Fall beschleunigt. Wir verfügen seit Jahren über die technologischen Möglichkeiten dazu. Ärzte auf der ganzen Welt gehen diesen innovativen Weg bereits. Sie verbinden und adaptieren die Technologie, mit der auch wir jeden Tag arbeiten. Es wird noch Jahre dauern, bis sich der Einzelne in einer Menschenmengen wieder so sicher fühlt wie früher. Doch auch, wenn alle Einschränkungen aufgehoben sind, wird niemand in den Praxen auf die Vorteile und die Effizienz der Telemedizin verzichten wollen. Durch den Aufbau nachhaltiger hybrider Workflows können sich Augenarztpraxen jetzt so einrichten, dass sie nachhaltig für die Zukunft der Augenheilkunde aufgestellt sind. Daraus lassen sich Strategien entwickeln, um den Anforderungen der Zukunft gerecht zu werden: Ganz gleich, wie sie aussehen und wann sie auf uns zukommen werden.


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    ZEISS VERACITY Surgical ist nur in den USA erhältlich.

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    Der Autor / Die Autorin dieses Artikels steht in einem vertraglichen oder anderweitigen finanziellen Verhältnis mit Carl Zeiss Meditec, Inc. und ihren Tochtergesellschaften und hat eine finanzielle Vergütung erhalten.