Forensische Limnologie und Entomologie
Mikroskopieanwendungen für die Forensik

Forensische Limnologie und Entomologie

Identifizierung und zuverlässige Dokumentation der biologischen Spezies bei forensischen Ermittlungen

Die Aufgabe der Experten dieses Fachbereichs ist es, biologische Spezies mithilfe optischer Vergrößerung zweifelsfrei zu bestimmen und zuverlässig zu dokumentieren. Dies umfasst die nano-, mikro- und makroskopische Betrachtung bestimmter eindeutiger Form- und Oberflächenmerkmale der untersuchten Präparate.

Die forensische Limnologie befasst sich hauptsächlich mit Kieselalgen, den sogenannten Diatomeen. Da diese Mikroalgen nach dem Einatmen von Meer- oder Süßwasser in verschiedenen Organen zu finden sind, ist es möglich, mit ihrer Hilfe einen Todesfall durch Ertrinken zu bestätigen oder auszuschließen. Aufgrund ihrer hohen phylogenetischen Vielfalt und mit weit über 75.000 bekannten Taxa, die in verschiedensten und hochspezifischen Ökosystemen leben, kann der Ort des Ertrinkens oder der Exposition von Textilien gegenüber Wasser häufig mit hoher Genauigkeit bestimmt werden. Hierzu werden die höchst komplex gemusterten Silikatschalen der Diatomeen aus dem zu untersuchenden Gewebe isoliert, unter einem Licht- und/oder Elektronenmikroskop untersucht und dokumentiert. Imaging-Daten höchster Qualität mit gutem Kontrast und hoher Auflösung ermöglichen im Anschluss eine zuverlässige Vergleichsanalyse der Ergebnisse mit Karten der Diatomeenverteilung.

Die forensische Entomologie befasst sich in einem rechtsmedizinischen oder medizinisch-kriminologischen Kontext auf Insekten, die menschliches Gewebe unter bestimmten Umständen besiedeln. Hierbei wird unter anderem das Alter der Insekten geschätzt, die sich auf menschlichem Gewebe entwickeln. Insbesondere die Schätzung des Zeitpunkts der Kolonisation, also der Zeitpunkt der Ei- oder Larvenablage auf dem Leichnam (minimale Zeit seit der Kolonisation), und der Zeit, die seit Beginn der Insektenaktivität vergangen ist, die sogenannte Leichenliegezeit (Postmortem-Intervall, PMI), sind für forensische Entomologen von Interesse.

Gemeiner Speckkäfer (Dermestes ladarius) auf Fleisch, befällt tierische Produkte, forensische Entomologie

Gemeiner Speckkäfer (Dermestes ladarius) auf Fleisch, befällt tierische Produkte, forensische Entomologie

Gemeiner Speckkäfer (Dermestes ladarius) auf Fleisch, befällt tierische Produkte, forensische Entomologie
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Gemeiner Speckkäfer (Dermestes ladarius) auf Fleisch, befällt tierische Produkte, forensische Entomologie

Schmeißfliege (Calliphora vicina) beim Trinken, cECP 2020, forensische Entomologie ©Ernie Cooper, Erweiterte Lizenz für Adobe Stock
Schmeißfliege (Calliphora vicina) beim Trinken, cECP 2020, forensische Entomologie ©Ernie Cooper, Erweiterte Lizenz für Adobe Stock
Ernie Cooper, Erweiterte Lizenz für Adobe Stock
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Schmeißfliege (Calliphora vicina) beim Trinken, cECP 2020, forensische Entomologie

Die forensische Entomologie verfolgt in einem medizinisch-kriminologischen Kontext die folgenden Ziele:

  • Bestimmung des Todesortes
  • Assoziation eines Opfers mit einer tatverdächtigen Person
  • Identifizierung von Verletzungen
  • Bestimmung des Todeszeitpunkts
  • Gewinnung alternativer Toxikologie- und DNA-Proben

Voll ausgereifte Insekten lassen sich in der Regel relativ einfach unterscheiden, Eier, Maden (Larven) und Puppen hingegen sehen sich häufig sehr ähnlich. Stereomikroskope ermöglichen eine detaillierte räumliche Ansicht solcher Proben. Lebende Proben können ohne vorherige Probenpräparation zu jedem Zeitpunkt im Lebenszyklus betrachtet und die Ergebnisse festgehalten werden. Bei sehr schwierigen Proben kommen automatisierte Zoom- und Elektronenmikroskope zum Einsatz, deren höhere Auflösung eine noch detailliertere Dokumentation ermöglicht.


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    • Aufbau einer stereomikroskopischen Bilddatenbank

      für Käfer (Coleoptera)

      Dateigröße: 2 MB