
Nanomaterialien und Nanotechnologie
Untersuchen Sie die Eigenschaften von Nanomaterialien mit fortschrittlichen MikroskopielösungenDie Nachfrage nach immer kostengünstigeren und schnelleren Geräten zählt zu den wichtigsten Innovationstreibern der Nanotechnologie. Um dieser Nachfrage gerecht zu werden, dringen Wissenschaftler in immer komplexere Bereiche der Forschung auf dem Gebiet der Halbleitertechnik, niedrigdimensionalen Materialien, Dünnfilme, Photonik und Mikro- und Nanofluidik vor. Anders gesagt: Die Nanowissenschaften unterliegen einem ständigen Innovationsdruck, um Technologien zu entwickeln, die die aktuellen Standards immer wieder aufs Neue übertreffen.
Die Nanomaterialforschung ist jedoch immer nur so gut, wie die zur Verfügung stehenden mikroskopischen Tools. Mit den richtigen Tools ist es möglich, entscheidende Informationen über die Probe zu gewinnen – und je komplexer Ihre Probe oder Forschungsprojekt, desto höher die Anforderungen. Wenn Ihr Mikroskop nicht das leisten kann, was Sie für Ihre Forschung brauchen, werden Sie mit Ihrem Projekt abgehängt.
Wer hat den Begriff „Nanotechnologie“ erstmals verwendet?
1974 beschrieb der japanische Wissenschaftler Norio Taniguchi mit dem Begriff „Nanotechnologie“ die Präzisionsfertigung von Materialien im Nanometerbereich. Das Konzept an sich wurde jedoch schon 1959 durch den Physiker Richard Feynman vorgeschlagen. In seinem Vortrag „There's Plenty of Room at the Bottom“ sprach er über die direkte Manipulation einzelner Atome als eine Form der Fertigung, allerdings ohne den Begriff „Nanotechnologie“ konkret zu nennen.

Was sind Nanomaterialien und wie werden sie hergestellt?
Nanomaterialen haben mindestens eine Dimension, die maximal 100 Nanometer misst. Im Vergleich zu ihren größerformatigen Gegenstücken haben sie einzigartige Eigenschaften, beispielsweise erhöhte Festigkeit, chemische Reaktionsfähigkeit oder Lichtempfindlichkeit.
Top-down und Bottom-up sind zwei zentrale Ansätze für die Herstellung von Nanomaterialien:
- Top-down ist eine subtraktive Methode, bei der größere Ausgangsstoffe mittels physischer oder chemischer Verfahren wie Abfräsen, Ätzen oder Thermolyse zu nanoskaligen Materialien verkleinert werden. In der Halbleiterindustrie werden nanoskalige Komponenten beispielsweise per Lithografie herausgearbeitet.
- Beim Bottom-up-Ansatz werden Atome zu nanoskaligen Materialien zusammengefügt. Chemische Reaktionen oder Selbstorganisationsprozesse verwenden Moleküle, die so konzipiert sind, dass sie spontan die gewünschte Struktur formen. Chemische Gasphasenabscheidung (CVD), Atomlagenabscheidung (ALD) und Molekularstrahlepitaxie (MBE) sind gängige Methoden.
Die erforderliche Art des Nanomaterials und seine vorgesehene Anwendung bestimmen die Auswahl der Methode. Der Bottom-up-Ansatz kommt häufig bei der Arzneimittelverabreichung zum Einsatz, während der Top-down-Ansatz im Elektronik- oder Halbleiterbereich gängig ist.
Was ist der Unterschied zwischen Nanowissenschaften und Nanotechnologie?
Nanowissenschaften und Nanotechnologien hängen zwar miteinander zusammen, sind aber zwei klar getrennte Fachgebiete, die sich auf die Erforschung und Anwendung extrem kleiner Dinge konzentrieren.
- Die Nanowissenschaften beschäftigen sich vorwiegend mit den Eigenschaften und Verhaltensweisen von nanoskaligen Materialien und widmen sich der Suche nach dem Verständnis einzigartiger Phänomene, darunter quantenmechanische Effekte und neuartige elektronische, optische und mechanische Materialeigenschaften.
- Die Nanotechnologie baut auf diesem Wissen auf und befasst sich mit Design, Synthetisierung und Charakterisierung von Geräten sowie mit der Entwicklung von Technologien für eine Vielzahl von Anwendungen.

„Stellen Sie sich vor, Sie könnten magnetische Momente von nur 1 bohrschen Magneton erfassen. Zu sehen wären Spin-Flips einzelner Elektronen. Genau das versuchen wir mit supraleitenden Quanten-Interferenzgeräten, sogenannten nanoSQUIDs, zu erreichen. NanoSQUIDs bestehen aus Josephson-Kontakten, die in einem Ring angeordnet sind. Sie verfügen über ultradünne, isolierende Tunnelbarrieren mit einer Dicke von etwa 1 nm. Wir stellen unsere SQUIDs mit einem ZEISS Orion NanoFab her. Für ultradünne Proben wird aufgrund der geringen Größe der Kontakte ein TEM benötigt. Die Defekte im Kristall können anschließend weiter untersucht werden. Eine zielgerichtete Präparation ist für das Wiederauffinden relevanter Bereiche entscheidend und kann nur mit einem FIB-SEM durchgeführt werden. Eine atomare Auflösung kann nur erreicht werden, wenn dünnste Proben hoher Qualität zur Verfügung stehen.“
TEM-Lamellen präparieren und nanoSQUIDs untersuchen
FAQ
-
Bedingt durch ihr hohes Oberflächen-Volumen-Verhältnis und durch Quanteneffekte haben Nanomaterialien einzigartige Eigenschaften, die sich erheblich von denen ihrer größerformatigen Gegenstücke unterscheiden. Diese Eigenschaften lassen sich in physische, chemische, mechanische, magnetische, optische und biologische Eigenschaften gliedern. Nanomaterialien: sind reaktionsfreudiger in Katalysatoren; sind äußerst stark; zeigen Superparamagnetismus, der sich für magnetische Speichermedien oder Biosensoren eignet; Quantenpunkte streuen Licht im Nanobereich auf andere Weise; interagieren auf einzigartige Weise mit biologischen Systemen und sind damit unschätzbar wertvoll für Arzneimittelverabreichung oder Imaging.
Diese Eigenschaften lassen sich durch Veränderung der Größe, Form und Zusammensetzung der Nanomaterialien abstimmen und kontrollieren. Aus diesem Grund haben Nanomaterialien Anwendung in den verschiedensten Fachgebieten gefunden, von der Medizin über Elektronik, Biomaterialien und Energieerzeugung bis hin zum Umweltschutz.
-
Die Nanowissenschaften und die Nanotechnologie versprechen Innovationen und Fortschritte in zahlreichen Gebieten, sind jedoch gleichzeitig mit potenziellen Risiken und Herausforderungen verbunden. Diese fallen in drei Hauptkategorien: Gesundheits- und Umweltrisiken, ethische und gesellschaftliche Probleme sowie das regulatorische Umfeld. Die wissenschaftliche Gemeinschaft arbeitet bereits intensiv an der Erforschung dieser potenziellen Risiken und Herausforderungen, mit dem Ziel, diese nachzuvollziehen und zu mindern, damit die Vorteile der Nanotechnologie auf sichere und verantwortungsbewusste Weise genutzt werden können.
-
Die Mikroskopie spielt eine entscheidende Rolle in den Nanowissenschaften, denn sie eröffnet Mittel und Wege, nanoskalige Materialien direkt zu beobachten, zu charakterisieren und zu manipulieren. Techniken wie SEM, TEM und AFM bieten Einblicke in die atomaren und molekularen Strukturen von Nanomaterialien. Die so erkannten einzigartigen Eigenschaften und Verhaltensweisen bilden die Grundlage für Fortschritte in der Forschung und Anwendung der Nanotechnologien.
-
Nanoskalige Materialien werden mit einer Vielzahl von Geräten synthetisiert, manipuliert und analysiert. Einige Beispiele wichtiger Geräte:
- Rasterelektronenmikroskope (SEM) ermöglichen die Visualisierung mit starker Vergrößerung und hoher Auflösung.
- Transmissionselektronenmikroskope (TEM): TEMs bieten eine noch höhere Auflösung als SEMs und liefern detaillierte Informationen zur internen Struktur von Nanomaterialien.
- Die Rastersondenmikroskopie (SPM) umfasst die Rasterkraftmikroskopie (AFM) und die Rastertunnelmikroskopie (STM), womit es möglich ist, Oberflächen auf atomarer Ebene abzubilden und auch einzelne Atome oder Moleküle zu manipulieren. AFMs liefern dreidimensionale Oberflächenprofile und messen die Kraft zwischen einer scharfen Sondenspitze und der Probenoberfläche.
- Röntgendiffraktion (XRD): Die XRD analysiert Kristallstrukturen.
- Spektroskopietechniken wie Röntgen-Photoelektronenspektroskopie (XPS), energiedispersive Röntgenspektroskopie (EDX) und Fourier-Transform-Infrarotspektroskopie (FTIR) können Aufschluss über die chemische Zusammensetzung und die elektronische Struktur von Nanomaterialien geben. Die Raman-Spektroskopie dient zur Beobachtung von Vibrations-, Rotations- und anderen niedrigfrequenten Modi in einem System und liefert einen strukturellen Fingerabdruck, mit dem sich Moleküle identifizieren lassen.
-
Ja, bestimmte Mikroskopietechniken wie die energiedispersive Röntgenspektroskopie (EDX) in Kombination mit einem SEM oder TEM können detaillierte Informationen über die chemische Zusammensetzung von Nanomaterialien liefern. Diese Techniken ermöglichen die Elementaranalyse und die Erstellung eines Elementverteilungsbilds im Nanobereich – wichtige Grundlagen für Einblicke in die Eigenschaften und Verhaltensweisen von Nanomaterialien in verschiedenen Anwendungen.
-
In der Nanoelektronik ist die Mikroskopie die entscheidende Grundlage für Design, Fertigung und Erprobung von Komponenten wie Transistoren, Drähten und Schaltungen im Nanobereich. Techniken wie STM und AFM können einzelne Atome und Moleküle manipulieren und damit elektronische Bauteile zusammenstellen, während TEM und SEM bei der Inspektion der Qualität und Struktur von nanoelektronischen Bauteilen zum Einsatz kommen.
-
Mikroskopietechniken, insbesondere solche mit Echtzeit-Interaktion wie AFM und STM, ermöglichen die präzise Manipulation von Materialien im Nanobereich. Forscher können mit diesen Hilfsmitteln einzelne Atome oder Moleküle bewegen, Nanostrukturen konstruieren und die mechanischen, elektrischen und chemischen Eigenschaften von Materialien im Nanobereich untersuchen, womit neuartige Nanotechnologie-Anwendungen entstehen.
-
Die Untersuchung von Nanomaterialien mit der Mikroskopie bringt einige Herausforderungen mit sich. So muss beispielsweise die Probenstabilität unter Hochenergiestrahlen sichergestellt sein, die Proben müssen im nativen Zustand ohne Veränderungen präpariert werden, und es gilt, die Daten angesichts der komplexen Interaktionen im Nanobereich richtig zu interpretieren. Fortgeschrittene Mikroskopietechniken und sorgfältige Probenpräparation sind entscheidend für die Überwindung dieser Herausforderungen.
-
Die Mikroskopie war maßgeblich an Fortschritten in der Nanotechnologie beteiligt, denn sie hat die Visualisierung und Analyse von Nanostrukturen und Bauelementen erst möglich gemacht, die zu Innovationen in der Elektronik, den Materialwissenschaften und der Medizin geführt haben. Mit der Entwicklung der ultrahochauflösenden Elektronenmikroskopie waren Wissenschaftler beispielsweise in der Lage, die Anordnung von Atomen in Materialien zu beobachten, womit noch effizientere nanoskalige Bauelemente konzipiert werden konnten.
STEM-Kippserie, die gezeigten STEM-Bilder im Hellfeld sind ein Beispiel der gleichzeitig insgesamt vier mit dem aSTEM-Detektor erfassten Signale unter Verwendung des speziellen Probenhalters für die STEM-Tomografie. ZEISS GeminiSEM.
3D‑Tomografie und Analyse
Mehrschichtiges Metallsystem erläutert anhand einer kanadischen Münze; typischer FIB-SEM-Workflow mit Materialabtrag, Bildgebung, EBSD (oben in diesem Video) und EDX (unten). Details, Zeile oben, von links nach rechts: EBSD, Kupfer, Bandkontrast; EBSD, Eisen, Euler-Färbung; EBSD, Nickel, IPF X. Zeile unten, von links nach rechts: EDX-Elementverteilungsbild mit: Kupfer, Eisen, Nickel. ZEISS Crossbeam mit EDX, ZEISS Atlas 5 mit 3D Analytics-Modul, EDX, EBSD.
Mehr Tempo für die Forschung an Nanopartikeln
Die Messung der Größe von Nanopartikeln lässt sich mittels eines automatisierten End-to-End-Mikroskopie-Workflows vereinfachen, in dem eine SEM-Bilderfassung sowie eine Bildsegmentierung auf der Basis von maschinellem Lernen zum Einsatz kommen. Für diese Aufgabe mussten bislang Wasserscheidenalgorithmen manuell auf eine Bildserie angewendet werden. Heutzutage lässt sich diese mühsame Arbeit an die KI-gestützte Bildverarbeitung abtreten. Das oberflächenempfindliche, hochauflösende FE-REM-Imaging von Auermetall-Nanopartikeln (links) zeigt den ersten Schritt im Workflow mit ZEISS GeminiSEM (Inlens SE-Detektion, 2 kV Beschleunigungsspannung); die Falschfarbendarstellung zeigt die Ergebnisse der Bildsegmentierung mit arivis Pro (rechts).
Downloads
Verfügbare Übersetzungen und weitere Benutzerhandbücher finden Sie im ZEISS Download Center.